Support in administrativer Abarbeitung von Formularen

Pilatus in Luzern, Lithographie, épreuve d’artiste, Anton Buob, Kunstmaler

Bangkok, 10.07.2021

Lieber Daniel

Wie geht es Dir? Es sind jetzt zwei Jahre vergangen, seit wir uns zuletzt getroffen haben: Wie doch die Zeit vergeht.

Jasmine kommt im August in die elfte Klasse. Wir sind froh, dass sie wieder in Bangkok an die Schweizer Schule geht. Dort hat sie ihre beste Freundin, die Du vielleicht in Greppen auch angetroffen hast. (In den Sommerferien haben Marie und Jan uns fast jedes Jahr in der Schweiz besucht.) Sie sind beste Freundinnen.

Habe ich schon gefragt: Wie geht es Dir? Ich denke, dass Du noch am gleichen Ort wohnst, Dein Büro noch hast. Und die Bilder, die ich bei Kubeïs gemalt habe, noch darin gelagert sind.

Ist es nicht schade, wenn die vom Kanton Luzern subventionierten Bilder nur herumstehen und nicht aufgehängt werden? Es würde mich freuen, wenn Du eines der beiden mit den Titeln «Malvengarten» und «Ballmädchen im Malvengarten» für Dich und Deine Lebenspartnerin (wie war schon wieder ihr Name) auswählst und z. B. im Wohnzimmer über Eurem Sofa aufhängst!

Das zweite Bild versprach ich vor einiger Zeit einer guten Kollegin. Sie heisst Suzanne Reinhart. Stell’ Dir vor, sie hat in ihrem Wohnzimmer einen wertvollen, vergoldeten Rahmen, welchen sie von den Engelhorns geschenkt erhalten hatte. Suzanne war während 23 Jahren die Haushälterin von Christof und Ursula Engelhorn, Milliardäre, welche in Meggen gelebt haben. Nur: Der Rahmen umrahmt kein Bild: Man sieht nur die Wand!

Sobald Du/Ihr entschieden habt, welches Bild Ihr nicht wollt, würde ich sie kontaktieren und ihr mitteilen, dass sie das Bild bei Dir abholen könne. Was meinst Du? Ginge das?

Noch etwas zu Suzanne: Kennengelernt habe ich sie bei einem Freund von mir, der Berufstaucher ist und in Greppen wohnt, Alain Blumer. Während ihr Freund, Tony, für Alain gearbeitet hatte, machte sie für Alain und seine Kinder teilzeitmässig den Haushalt. Doch seit einiger Zeit ist sie ohne Arbeit und lebt ein karges Auskommen von der Sozialhilfe. Für sie ist es sehr schwierig die Administration zu meistern, weil sie – und das ist in unserer Gesellschaft beinahe ein Tabuthema – Analphabetin ist. Sie hat wohl während der obligatorischen Schulzeit einfach nicht richtig lesen und schreiben gelernt. Ist es unter diesen Bedingungen möglich, die Unterstützung, die Du mir während zwei Jahren zukommen liessest, ihr anzubieten? Letzte Woche telefonierte sie mir und teilte mir mit, dass ihr die vielen Briefe von der Gemeinde Emmen zu schaffen machen, nicht verarbeiten könne. Falls das der Fall ist, kannst Du Dich bei ihr melden? Ich erzählte ihr von Dir, weiss aber nicht, ob die Dienstleistung, die Du anbietest, lediglich invalidenversicherten Personen vorbehalten ist.

Der Kanton Luzern kennt die Problematik, organisiert Alphabetisierungskurse, bezahlt CHF 500.— für betroffene Personen an einen Alphabetisierungskurs. (Auch der Berufstaucher, Alain, ist Legasteniker, doch hat jener weder das Interesse noch die Zeit für einen solchen Kurs.)

Ich kenne das Problem nur zu gut, wie mühsam es ist, wenn man die sich aufstapelnde Briefpost nicht abarbeiten kann: Du hattest mir aus der Patsche geholfen, als ich nach einer Regenbogenhautentzündung mit meiner Brille nicht mehr kleingeschriebenes lesen konnte! Stell’ Dir vor: Letzte Woche erhielt ich von der Militärversicherung ein E-Mail, worin geschrieben stand, dass die Rechtsabteilung der MV die Kosten für die Augenuntersuchung übernehmen werde, welche 2016 stattgefunden habe.

Ohne dass es im Schreiben erwähnt worden war, gehe ich davon aus, dass das Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen der Suva, Abteilung Militärversicherung, dies angeordnet hat. Gegenwärtig habe ich nämlich bei diesem Gericht einen Fall offen, ich hatte eine Beschwerde eingereicht, weil die Ausgleichskasse in Genf, die ZAS, mir die «Hilfsmittel» nicht bezahlen wollte, obwohl die rechtlichen Grundlagen eine anderslautende Ausprägung vorsehen. Eingereicht hatte ich nebst der Beschwerdeschrift eine 428-seitige Dokumentation. Ich bin heilfroh, dass ich mit der Lesebrille, die ich mir vor einem Jahr angeschafft habe, wieder lesen und schreiben kann.

Und wie geht es Dir? Hast Du noch Dein Auto, den Citroën CX Pallas äh, den Citroën XM? Ab und zu sehe ich hier in Bangkok einen solchen Franzosen, der als Prestige-Fahrzeug gilt, und dabei denke ich dann an Dich, erinnere mich, dass Du während zweier Jahre jeweils mittwochs mich besucht hast, um die administrativen schriftlichen Unterlagen, die sich aufgestapelt hatten, abzutragen, mir beim Zusammentragen der einverlangten Dokumente behilflich warst.

Herzliche Grüsse sende ich Dir nach Luzern

Fabian

P. S. Falls Du das eine oder andere handschriftliche Wort nicht lesen kannst, verweise ich auf meine Webseite: www.staatsschreiber.com.

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